Circular Economy: Die erweiterte Kreislaufwirtschaft

Frau steckt leere PET-Flasche in Pfandautomat im Getränkemarkt. Symbolbild für den Wertstoffkreislauf PET-Kunststoff, Entsorgung und Recycling

Bild: getty images | Tom Werner

Wertschätzen statt wegwerfen: Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und die Reduktion von Treibhausgasemissionen werden immer wichtiger. Da hierfür alle Stoffe und Materialien konsequent im Kreislauf geführt werden müssen, begegnen uns die Begriffe Kreislaufwirtschaft und Circular Economy immer öfter. Sie werden häufig synonym genutzt, obwohl sie sich im Detail unterscheiden: Während „Kreislaufwirtschaft“ oft nur auf die Abfall- und Recyclingwirtschaft fokussiert, umfasst „Circular Economy“ den gesamten Lebenszyklus eines Produkts.

Vom Ende her gedacht: Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft steht nach der Definition des Umweltbundesamtes für die Idee einer zirkulären Wirtschaftsweise: „Rohstoffe sollen effizienter genutzt, effektiver eingesetzt, Produkte langlebiger, Abfälle und Emissionen soweit wie möglich vermieden und ansonsten vorrangig recycelt, andernfalls energetisch verwertet und unter Schadstoffausschleusung in sicheren Stoffkreisläufen geführt werden.“ Der Begriff Kreislaufwirtschaft ist damit traditionell eng verknüpft mit Ansätzen der Abfallwirtschaft wie den 3R (Reduce-Reuse-Recycle) oder Zero-Waste-Initiativen, der Wiederverwendung von Produkten sowie dem Recycling.

KunststoffkreislaufVereinfacht gesagt betrachtet die Kreislaufwirtschaft die Wirtschaft vom Abfallfluss her. Abfälle sind wertvolle Rohstoffe, die sich effektiv nutzen lassen, um natürliche Ressourcen zu schonen. Die Abfallvermeidung, das Recycling, die energetische Verwertung und die sichere Beseitigung von Abfällen sind für eine moderne Kreislaufwirtschaft entscheidend: Indem Abfälle der Wirtschaft wieder als Sekundärrohstoffe zur Verfügung gestellt werden, sollen die Stoffkreisläufe bestmöglich geschlossen werden. Auf dem Weg zu einer Kunststoffkreislaufwirtschaft ist es zentral, Kunststoffabfälle zu sortieren und aufzubereiten, um daraus Rezyklat herzustellen.

Die etablierte Kreislaufwirtschaft in Deutschland ist jedoch heutzutage oft eher linear: Umweltschutzmaßnahmen sollen Abfall reduzieren, das Schließen von Kreisläufen wird auf das Recycling sowie die Sammlung und Behandlung von Abfällen reduziert. Das Konzept der Circular Economy nimmt hingegen eher die Produkt- und damit eine erweiterte, tatsächlich kreisläufige Perspektive ein.

Durchdachte Kreisläufe von Anfang an: Circular Economy

Das zirkuläre, ressourcenschonende Wirtschaften soll in einer Circular Economy weit über die klassische Kreislaufwirtschaft im Sinne des Recyclings hinausgehen. Ziel ist es, den Ressourceneinsatz und das Abfallaufkommen gleichzeitig zu reduzieren und das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu trennen. Dies gelingt durch Wiederverwendung und -verwertung, Recycling von Produkten und Rohstoffen sowie durch ressourceneffizientes Produktdesign, etwa durch Eco Design. Laut Definition der Ellen MacArthur Foundation ist es Ziel, Produkte, Komponenten und Materialien zu jedem Zeitpunkt mit ihrem höchsten Nutzen zu erhalten. Die Circular Economy ist hierbei ein System, in dem Materialien nie zu Abfall werden und die Natur sich regeneriert.

Sie umfasst den gesamten Produktlebenszyklus und somit die gesamte Wertschöpfungskette. Zu einem effizienten Kunststoffkreislauf im Sinne einer Circular Economy tragen also von Rohstoffgewinnung über Kunststofferzeugung, Kunststoffverarbeitung, Produktdesign und Produktion, Handel und Verbraucher:innen bis hin zu Entsorgern und Recyclern alle bei. Das Produktdesign ist dabei auf Langlebigkeit, Wiederaufbereitung und Reparierbarkeit ausgelegt, was die Nutzungsphase intensivieren und verlängern soll. Am Lebensende sollen die verschiedenen Wertstoffe so weit wie möglich getrennt und stofflich für eine erneute Nutzung aufbereitet werden. Zentral für eine funktionierende Circular Economy ist deshalb die Herstellung hochwertiger Rezyklate.

Stromtrassen vor Sonnenuntergang. In hinterer Bildebene sieht man Börsenverläufe und beleuchtete Bürogebäude. Symbolbild für Kunststoff und Rezyklateinsatz, welcher mittels Circular Economy die Konjunktur beflügelt.

Bild: iStock | MadamLead

Ein gesamtwirtschaftliches Konzept

Unternehmen können in einer Circular Economy sowohl ökologische Ziele wie Klimaschutz und Ressourcenschonung, aber auch ökonomische Ziele wie Wettbewerbsfähigkeit und Rohstoffunabhängigkeit oder soziale Ziele wie faire Beschäftigung und lokale Wertschöpfung verfolgen. Da der gesamte Produktlebenszyklus relevant ist, muss Circular Economy als Konzept für ein gesamtes Wirtschaftssystem gedacht werden, denn einzelne Produkte oder Materialien lassen sich nicht vollständig zirkulär gestalten. Stattdessen ist es notwendig, verschiedene Industriezweige, Sektoren und Stoffkreisläufe ganzheitlich zu betrachten und miteinander zu verknüpfen, da Ausschüsse aus einem Prozess den Input für einen anderen Prozess liefern oder in anderen Anwendungen weitergenutzt werden können.

 

Bildnachweis Beitragsbild: iStock | abdoudz

 

27. September, 2023|
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