Für die Kunststoffindustrie war 2023 etwa hinsichtlich der Gesetzeslage spannend: Die Veränderungen der EU-Verpackungsverordnung im Europäischen Parlament diskriminieren die Kunststoffindustrie und bedeuten einen Rückschritt in Sachen Klimaschutz. Das drückt auf die Stimmung und bremst den Enthusiasmus einer Industrie, die bereit ist, sich zu transformieren und in Entwicklung zu investieren. Der Jahresanfang ist eine ideale Zeit, um in die Zukunft zu blicken – und Wünsche zu formulieren. In der aktuellen Ausgabe von „IK aktuell“ haben wir deshalb bei unseren Verbandsmitgliedern nachgefragt.
Die Politik ist einer der Bereiche, von dem sich die Mitglieder große Veränderung wünschen: Eine offene Diskussion, die ökologische, ökonomische und soziale Notwendigkeit erkennt, daraus Ziele ableitet und miteinander in Einklang bringt. Eine zielführende Gesetzgebung, die Innovation erleichtert, statt zu hemmen und Bürokratie abbaut, statt weitere Prozesse zu schaffen. Auch das Thema Energiepolitik und wie diese die Industrie fördert oder bremst, beschäftigt die Branche.
Roland Straßburger
IK-Präsident und CEO Schütz
Weniger Ideologie und mehr Ratio ist eigentlich der Wunsch an alle.
Von der Politik wünsche ich mir, dass die schädliche Deindustrialisierungspolitik schnellstens korrigiert wird.
Georg Pescher, Forum PET
Geschäftsführer ALPLAWerke Lehner
In aller Kürze zusammengefasst habe ich folgende Wünsche oder mehr Handlungsempfehlungen:
- Das Machbare mit den vorhandenen Möglichkeiten unter Minimierung negativer Spätfolgen auf den Weg bringen
- Mittel effektiv einsetzen – Arbeitskräfte & Geld
- Realitäten anerkennen und basierend auf diesen handeln – das betrifft vor allem Klimawandel, demographischer Wandel Beschäftigung und Arbeit als wertvoll und bereichernd bewerben – Stichwort: Arbeitskräftemangel
Auch die Gesellschaft ist gefragt, wenn es um Veränderungen im nächsten Jahr geht: Ein Bewusstsein für die Möglichkeiten des Rohstoffs Kunststoff, dessen Innovationskraft, aber auch für seine verantwortungsvolle Nutzung ist es, was die Branche beschäftigt.
Christian Claes, Fachbereich Folien
Geschäftsführer Profectus Films
(…)Weiterhin wünsche ich mir, dass die Bewusstseinsbildung über den sinnvollen Umgang mit Kunststoffverpackungen verstärkt wird. Dies könnte zu einem verantwortungsbewussten Konsumverhalten und einer höheren Akzeptanz neuer, innovativer und umweltfreundlicherer Kunststoffverpackungen führen.
Fehlendes Wissen zu den Möglichkeiten von Kunststoff ist ein weiteres Manko aus Sicht der Industrievertreter. Geht es nach den IK-Mitgliedern, sollte das Ziel daher eine faktenorientierte, ideologiefreie und materialneutrale Diskussion zum Thema Kunststoff sein, vor allem seitens der Medien und NGOs.
Dr. Christoph Strubl, Fachgruppe Pharma
Strubl GmbH
Es wird es noch einige Zeit dauern, bis das notwendige Faktenwissen über richtig/falsch bzw. gute/schlechte Kunststoffverpackung in der gesellschaftlichen Mitte angekommen ist. Voraussetzung hierfür, und das wünsche ich mir zuallererst, ist eine faktenbasierte und nicht ideologische Diskussion zum Thema Kunststoffverpackung und Umwelt.
Es sollte richtig abgewogen werden, was der sinnvollere Rohstoff ist. Das Problem sehe ich in der Verfügbarkeit komplementärer Technologien (z. B. Recyclingwirtschaft, Dokumentationssysteme) um den Weg in eine Kreislaufwirtschaft auch für den Mittelstand möglich zu machen.
Die Umsetzung von Vorschriften und Innovationen ist insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen eine große finanzielle Herausforderung. Zumal sie in Zeiten von Energiekrise und Inflation auch an anderer Stelle mit Hindernissen zu kämpfen haben.
Dr. Helen Fürst, Fachgruppe Verpackungsbecher
GKV-Präsidentin/Gesellschafter-Geschäftsführerin Fürst Group
(…) Ernst nehmen der Unternehmen und ihre realen Sorgen. Die Unternehmenslandschaft besteht nicht nur aus großen Konzernen, sondern auch aus dem Mittelstand und kleineren Familienunternehmen, die mit Ihrem eigenen Geld haften.
Ein politisches Umfeld in dem das Unternehmertum wieder verlässlich planbar ist. (…)
Die Dinge müssen sich verändern, auf vielen verschiedenen Ebenen. Denn ökonomische und ökologische Ziele lassen sich nur erreichen, wenn Kunststoff anders und sachlich diskutiert wird. Das gilt für Politik, Wirtschaft Medien und Gesellschaft gleichermaßen –aber auch für die Branche selbst. Denn echte Transformation lässt sich nur gemeinsam gestalten.
Die Kunststoffindustrie geht deshalb bewusst auch mit Kritiker:innen ins Gespräch. Beispielsweise mit Benedict Wermter, Mitautor der ARD-Dokumentation „Die Recyclinglüge“. In der IK-Interviewreihe „Im Dialog“ wünscht er sich, „(…) mehr Aufrichtigkeit im Sinne des Transfers, der Technologie und des Austausches (…)“, adressiert dabei aber eher externe Berater und Zertifizierer im Kunststoff-Umfeld. Prof. Dr.-Ing. habil. Christina Dornack, TU Dresden plädiert in derselben Ausgabe für eine engere Zusammenarbeit zwischen Recyclern und der Kunststoffbranche. Und Filip Raketic vom Fachhändler für nachhaltige Pizzaboxen PIZZycle sieht die Industrie in der Pflicht, transparent zu kommunizieren und Verbraucher:innen sinnvolle Alternativen an die Hand zu geben.
Auch das neue Jahr wird für die Branche wieder verschiedene Herausforderungen bereithalten, aber auch Raum für Neues schaffen. Sich unterzuhaken und sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass Kunststoff den Stellenwert im öffentlichen Diskurs erhält, der seiner Leistung gebührt, wird weiterhin eine wichtige Aufgabe sein.
Weitere Forderungen und Wünsche weiterer IK-Mitglieder lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „IK aktuell“.