„Ich möchte nicht Teil des Problems Kunststoff, sondern Teil der Lösung sein“

Jana Klabunde.portrait

Sie sind die neuen Talente in der Welt der Kunststoffverpackungen – jung, ehrgeizig und mit Leidenschaft für Innovationen. Als „Kunststoffverbesserer“ entwickeln sie neue Produkte, beschäftigen sich mit Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit und setzen sich für den Wandel in der Unternehmenskultur ein. Es sind Menschen wie Jana Klabunde. Sie ist als Materialwissenschaftlerin bei der Cofresco Frischhalteprodukte GmbH & Co. KG tätig und arbeitet intensiv daran, Kunststoffmaterialien in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren.

Cofresco ist ein führender europäischer Hersteller von Markenprodukten für Haushaltsfolien und -papiere. Das Unternehmen wurde 1996 als Joint Venture von Melitta und Dow Brands gegründet. Melitta, die „Mutter“ von Cofresco, produzierte bereits 1937 Haushaltspapiere, einschließlich Butterbrotpapier, später auch Frischhalte- und Aluminiumfolien. Seit 1996 bedient Cofresco den europäischen Markt. Die Geschäftsbereiche Frische & Geschmack sowie Müllentsorgen befinden sich in Minden, wo rund 80 Mitarbeitende tätig sind. Ein Großteil der Produkte wird seit 2016 in Brodnica, Polen, hergestellt. Dort arbeitet ein Team von etwa 700 Personen – und im nordwestlich von Birmingham gelegenen Telford sind Verwaltung und Produktion des Geschäftsbereichs Cofresco Foodservice angesiedelt, mit etwa 260 Mitarbeitenden. Im Interview spricht Jana Klabunde über Nachhaltigkeit, Innovation und warum beides nicht mit Schranken im Kopf funktioniert.

Können Sie für unsere Leserinnen und Leser kurz umreißen, welche Tätigkeiten als Material Scientist Sustainability Research zu Ihrem Alltag gehören?

„In meiner Rolle geht es vor allem darum, unsere Produkte in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren. Das umfasst unter anderem die Zertifizierung der Recyclingfähigkeit unserer Produkte, die Zusammenarbeit mit Lieferanten von alternativen, nicht-fossilen Materialien, die Prüfung dieser Materialien auf ihre Eignung für unsere Anwendungen sowie die Beobachtung neuer Entwicklungen und Materialien aus Nachhaltigkeitssicht.“

Jana Klabunde hat Maschinenbau studiert, in der Forschung gearbeitet und ihre berufliche Heimat als Materialwissenschaftlerin bei Cofresco gefunden. Bereits im Grundstudium legte sie den Schwerpunkt auf Kunststoffverarbeitung und vertiefte ihr Wissen im Masterstudiengang Polymer Materials Science. „Schon damals war mir klar, dass ich nicht Teil des Problems Kunststoff, sondern Teil der Lösung sein wollte“, erkärt sie. Mit dieser Haltung geht man auch bei Cofresco die Nachhaltigkeitsstrategie an, die Klabunde in ihrem Arbeitsalltag mitgestaltet und entwickelt. Ihr Aufgabenbereich umfasst mittlerweile viele allgemeine Nachhaltigkeitsthemen. Der Schwerpunkt der Materialwissenschaftlerin liegt nach wie vor auf der Kunststoffkreislaufwirtschaft. Sie setzt dabei auf eine 360-Grad-Perspektive und hat sich fundiertes Wissen in Bereichen wie Nachhaltigkeitsgesetzgebung, Life Cycle Assessment und weiteren Verpackungsmaterialien angeeignet.

Portrait Heike Vesper © Kathrin Tschirner WWF

Was begeistert Sie an Kunststoffen und was macht die Kunststoffbranche aus Ihrer Sicht für Nachwuchskräfte interessant?

„Man kann aktiv mitwirken! Fast egal, wo man anfängt, man ist mittendrin und kann mit Ideen, Forschergeist oder Tatendrang direkt zu Verbesserungen beitragen. Unsere Gesellschaft funktioniert nicht mehr ohne Kunststoff. Aber den Kunststoff so einzusetzen, dass er uns im Alltag und bei besonderen Herausforderungen unterstützt und trotzdem die Welt von morgen besser macht, ist eine spannende Herausforderung. Meiner Erfahrung nach wird jede helfende Hand dankend angenommen.“

Was bedeutet Innovation und Transformation für Sie im Kontext von Kunststoffen, Kunststoffverpackungen und einer effizienten Kreislaufwirtschaft – und auf welchen Ebenen leistet Cofresco einen Beitrag?

„Die Kunststoffbranche bietet noch viel Raum für Innovationen. Und sie zeigt eines immer wieder: In allen Bereichen wird geforscht und es entstehen neue Lösungen. Das bedeutet nicht nur, dass neue Materialien und Technologien entwickelt werden, sondern auch Bestehendes neu gedacht wird. Bei Cofresco sind das zum Beispiel unsere Gefrierbeutel, hergestellt mit 70 Prozent recycelten Ressourcen. Die richtige Nutzung von Gefrierbeuteln kann die Verschwendung von Lebensmitteln im Haushalt erheblich verringern und schließlich ist Lebensmittelverschwendung ein Hauptverursacher von unnötigen CO2-Emissionen. Zusätzlich ist das Produkt fast vollständig zirkulär, obwohl wir ,einfach nur‘ Polyethylen für die Herstellung verwenden. Der Clou: 70 Prozent des genutzten Materials wird aus recycelten Abfällen hergestellt, zum Beispiel aus der Lebensmittelindustrie oder der Papierverarbeitung. Zusätzlich ist das Produkt vollständig recycelbar, kann also als hochwertige Polyethylenfolie wieder in den Materialkreislauf eintreten.“

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Bei Cofresco steht Nachhaltigkeit im Fokus: Hier gilt Kunststoff als wertvolle Ressource, die über Recycling dem Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann. Das Unternehmen will die Zukunft von Kunststoff neu gestalten, für mehr Nachhaltigkeit und Effizienz. Cofresco engagiert sich dabei intensiv für die Reduzierung von Abfall und den schonenden Umgang mit Ressourcen, um die Umwelt zu schützen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mit den Marken Toppits®, Bacofoil® und Albal® fördert das Unternehmen nicht nur die Wiederverwendung, sondern bietet auch umweltfreundliche Nutzungstipps. Ein Großteil der Produkte bei Cofresco ist bereits recycelbar und aus rückgewonnenen Materialien hergestellt, um die nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.

Sie selbst sind bei Cofresco im Bereich der Forschung zum Thema Nachhaltigkeit aktiv. Was sind die aktuell spannendsten Erkenntnisse?

„Cofresco forscht nicht im klassischen Sinne, wir sind selbst kein Materialhersteller. Mein Forschungsanteil umfasst eher Desk-Research und Entwicklungsprojekte. Dennoch passiert bei uns und in der Industrie viel Spannendes. Für mich aktuell der wichtigste Leitsatz: Nachhaltigkeit ist nicht schwarz oder weiß! Das sehe ich im Alltag aber auch auf Konferenzen oder Messen immer wieder in aller Deutlichkeit. Deshalb haben wir auch Frischhaltefolie hergestellt mit recycelten Ressourcen und direkt daneben wiederverwendbare Bienenwachstücher im Regal. Je nach Anwendung und Zielgruppe kann das ein oder das andere nachhaltiger sein.“

Haushalts- und Lebensmittelfolien sind nicht als Verpackung deklariert und werden daher nicht im gelben Sack, sondern in der Wertstofftonne entsorgt. Können Sie erklären, warum das so ist? Welche Auswirkung hat das auf die Recycling-Prozesse?

„Produkte wie Frischhaltefolie oder Aluminiumfolie, die für den Hausgebrauch erworben werden, sind keine Verpackungen, sondern gelten als Haushaltsprodukt. Das steht im Gegensatz zum Beispiel zu einer Frischhaltefolie, die im Supermarkt zum Einpacken von Waren an der Käsetheke verwendet wird und damit eine Verpackung darstellt.
Die gelbe Tonne, beziehungsweise der gelbe Sack, ist Teil der erweiterten Herstellerverantwortung. Das heißt, Hersteller und Inverkehrbringer von Verpackungen zahlen eine Lizenzgebühr, damit ihre Verpackungen hinterher gesammelt und recycelt werden. Entsprechend sollten in die gelbe Tonne oder den gelben Sack nur Verpackungsabfälle gelangen. Die Wertstofftonne hat das Ziel, mehr wertvolle, recycelbare Materialien zu sammeln. Entsprechend dürfen alle recycelbaren Kunststoff- und Metallprodukte oder -verpackungen, wie etwa Frischhaltefolie oder Gefrierbeutel, eingeworfen werden. Wir empfehlen unseren Kunden, sich direkt bei ihrem lokalen Entsorger zu erkundigen, welche Abfälle in ihre Tonne gehören. Werden Produkte wie Frischhaltefolie oder Gefrierbeutel richtig entsorgt, werden sie in vielen europäischen Ländern auch recycelt, das haben wir extern untersuchen lassen.“

Wie sucht Cofresco den Kontakt zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern, etwa wenn es um die richtige Entsorgung von Haushaltsfolien geht?

Wir versuchen, die Kundinnen und Kunden direkt auf der Verpackung unserer Produkte darauf hinzuweisen, wie sie die Verpackung und das Produkt korrekt entsorgen. In einigen Ländern ist das sogar bereits Pflicht. Zusätzlich haben wir auf unseren Marken-Websites für viele Produkte einen Hinweis auf die richtige Entsorgung vermerkt. Wir empfehlen jedoch, sich beim lokalen Entsorger zu informieren, da die Richtlinien zur Sammlung von Haushaltsabfällen je nach Entsorgungsunternehmen variieren können. 

Mit der richtigen Trennung von Restmüll und Verpackungen kann jeder aktiv zum Klimaschutz beitragen. Im Alltag kann es manchmal allerdings herausfordernd sein, die richtige Entscheidung im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu treffen. Die dualen Systeme haben die Initiative „Mülltrennung wirkt“ ins Leben gerufen, um die Bürger über die richtige Mülltrennung zu informieren. Weitere Infos gibt es an dieser Stelle sowie im Interview mit Axel Subklew, dem Sprecher der Initiative.

23. Juli, 2024|
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